Gut schlecht geblieben?!
Der Bildungstrend 2018 des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ist erschienen. Augenscheinlich ist alles stabil geblieben.
Der Bildungstrend dient der Überprüfung der von der KMK festgelegten Kompetenzziele und der Feststellung wie viele Schüler*innen die Mindeststandards nicht erreichen bzw. wie viele die Regelstandards erreichen. Getestet wurden 2018 knapp 45.000 Schüler*innen, darunter auch Schüler*innen von 124 Förderschulen. Neben fachlichen Kompetenzen wurden auch Daten zu Lernbedingungen und zur familiären Situation (inkl. gesondertem Fragebogen für die Eltern) erhoben.
Augenscheinlich scheinen die Zahlen stabil geblieben zu sein. Schaut man jedoch genauer hin, zeigt sich ein anderes Bild.
Durch die herausragenden Leistungen von Bayern und Sachsen, die laut der Direktorin des IQB aus den in den letzten Jahren kaum veränderten Schulsystemen resultieren, scheint es, als sei das Leistungsniveau gleich geblieben. Tatsächlich haben aber die Leistungen in den meisten Bundesländern nachgelassen.
Vor allem in Mathe und den NaWi-Fächern ist das Leistungsniveau der getesteten Schüler*innen der 9. Klasse erheblich gesunken. Signifikant positive Veränderungen in Mathe sind für kein Bundesland zu verzeichnen, was angesichts der vielen Forschungen in den letzten Jahren zur Unterrichtsqualität in Mathe ziemlich erschütternd ist.
Eine tiefe Kluft öffnet sich zwischen dem Nichterreichen von Mindeststandards und dem Erreichen der Regelstandards. Während in Bremen 40,6 % der Schüler*innen unterhalb der Mindeststandards bleiben, erreichen in Sachsen 56,6 % der Schüler*innen mindestens den Regelstandard.
Mittlerweile sind Mädchen in Mathe bzw. in NaWi-Fächern im Schnitt mindestens genauso gut wie Jungen, wenn nicht sogar wesentlich besser. Während die Mädchen das aber häufig nicht glauben (Stichwort Selbstkonzept), ist es bei Jungen umgekehrt: Während sie ggf. schlechtere Leistungen erbringen als Mädchen, glauben sie dennoch, besser zu sein.
Erstmals wurden Flüchtlingskinder statistisch erfasst. Deutschlandweit liegt der Anteil von Schüler*innen mit Migrationshintergrund bei 33,6 % (+6,8 % im Vergleich zu 2012). In Thüringen liegt der Anteil bei 10,1 % (+2,3 % im Vergleich zu 2012). In sieben Bundesländern haben über ein Drittel der Schüler*innen einen Migrationshintergrund.
Der Anteil von inklusiv beschulten Schüler*innen liegt deutschlandweit bei 32,6 %. Was genau der Bildungstrend jedoch unter “inklusiv beschult” versteht, geht aus den zur Verfügung gestellten Texten nicht hervor.
Interessant ist die Kompetenzentwicklung an verschiedenen Schulformen: An nichtgymnasialen Schulformen laufe der Unterricht aus Schüler*innensicht strukturierter und kognitiv aktivierender ab (im Vergleich zu den Daten von 2012), während sich an Gymnasien in fast allen betrachteten Kompetenzbereichen ungünstige Entwicklungen zeigen.
zum Nachlesen | zur Website des IQB
Auch im Podcast Lage der Nation wurde über den Bildungstrend gesprochen (etwa ab 72:07 min).